„Tagebuch des Verfalls“ – Glukhovsky abrechnet mit seiner Heimat
Der russische Kultautor Dmitry Glukhovsky hat im Exil über seine Heimat ein «Tagebuch des Untergangs» geschrieben, eine düstere Abrechnung mit der Entwicklung Russlands unter dem Kremlchef Wladimir Putin. Der Autor hofft auf Widerstand der Menschen gegen das System und betont, dass viele Russen gegen den Krieg gegen die Ukraine sind. Sein neues Buch «Wir. Tagebuch eines Untergangs» beleuchtet die autoritäre Entwicklung Russlands unter Putin und die Notwendigkeit einer Neugründung des Staates.
Glukhovskys Texte behandeln verschiedene einschneidende Ereignisse, darunter die Vergiftung und der Tod des Oppositionellen Alexej Nawalny, und thematisieren Themen wie Staatsdoping, Wahlfälschung, Atomdrohungen und Repressionen. In seinem Buch beschreibt er Russland nicht als Reich des Bösen, sondern als Land des Unglücks und der unerfüllten Hoffnungen mit einem Minderwertigkeitskomplex.
Der Autor kritisiert die Lügen Putins und Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine, den er wie viele andere nicht hat kommen sehen. Er beleuchtet die Rolle der Russisch-Orthodoxen Kirche, die Putin unterstützt und den Krieg befürwortet. Glukhovsky betont, dass er trotz politischer Verfolgung und Exil Russland nicht hasst, sondern seine Heimat liebt, jedoch am tragischen Schicksal des Landes verzweifelt.
Der Autor sieht Russland auf dem Weg zu einer totalitären Diktatur wie Nordkorea, gesteht aber eigene Fehleinschätzungen ein und reflektiert kritisch über seine eigenen Irrtümer. Das «Tagebuch» ist eines von vielen Büchern, die in diesem Herbst zu Putin und seinem Krieg veröffentlicht wurden und bietet Russland-Interessierten wortgewaltige Schilderungen und kulturelle Einblicke.
Glukhovsky beschreibt die Trennung von seiner Heimat als schmerzhaft und betont, dass es schwerer geworden ist, über Russland zu schreiben, da er das Gefühl hat, die Entwicklungen nicht mehr vollständig zu verstehen. Der Autor wurde in Abwesenheit zu acht Jahren Straflager verurteilt und seine Bücher sind in Russland praktisch verboten. Trotz allem bleibt er kritisch gegenüber dem System und hofft auf Widerstand der Menschen gegen Putin.