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Verkündung des Urteils im 1MDB-Prozess gegen den Direktor von Petrosaudi

Die Strafkammer des Bundesstrafgerichts in Bellinzona eröffnet heute Mittwoch das Urteil gegen den Direktor des Unternehmens Petrosaudi und dessen rechte Hand. Den Männern wird vorgeworfen, zu Lasten des malaysischen Staatsfonds 1MDB rund 1,8 Milliarden US-Dollar für sich abgezweigt zu haben. Die Bundesanwaltschaft (BA) erhob Anklage wegen Betrugs, ungetreuer Geschäftsbesorgung und qualifizierter Geldwäscherei. Sie forderte Freiheitsstrafen von zehn Jahren für den Direktor der Genfer Firma Petrosaudi und von neun Jahren für seinen Stellvertreter, einen schweizerisch-britischen Staatsangehörigen.

Während der dreiwöchigen Hauptverhandlung im April standen sich zwei diametral entgegengesetzte Lesarten der Fakten gegenüber. Die Staatsanwältin des Bundes vertritt die Ansicht, dass die beiden Männer eine Vielzahl von Tricks anwendeten, um die Führungskräfte von 1MDB zu täuschen. So sollen sie den Eindruck erweckt haben, Petrosaudi verfüge über Rechte an riesigen Ölfeldern in Turkmenistan. Darüber hinaus soll sich der Direktor mit hochtrabenden Titeln geschmückt haben, um enge Verbindungen zur saudischen Monarchie zu suggerieren. Die beiden Männer sollen laut BA zudem Komplizen an der Spitze des malaysischen Fonds gehabt haben, um zu verhindern, dass strenge Überprüfungen durchgeführt werden. Durch diese Manöver sollen zwischen 2009 und 2010 über drei ausgeklügelte Finanzkonstruktionen mehr als 1,8 Milliarden US-Dollar abgeschöpft worden sein.

Die Anwälte bemühten sich, die engen Beziehungen des Direktors zu Mitgliedern der königlichen Familie zu belegen. Einer der Verteidiger betonte, dass Saudi-Arabien eine absolute Monarchie sei, in der alles dem König gehöre. Ein Name wie Petrosaudi hätte nicht ohne die Zustimmung des Staates verwendet werden. Die Verteidigung unterstrich zudem, die Ölrechte von Petrosaudi hätten existiert und alle getätigten Finanzgeschäfte seien seriös gewesen. Wenn leichtsinnig gehandelt worden sei, dann auf der Seite des malaysischen Staatsfonds. In der 1MDB-Affäre wurden insgesamt 4,5 Milliarden US-Dollar abgezweigt – davon mutmaßlich rund 1,8 Milliarden von den Angeklagten. Die gesamte Operation wurde vom ehemaligen malaysischen Premierminister Najib Razak und seinem Berater Jho Low orchestriert.

Najib Razak wurde in Malaysia 2020 zu zwölf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, die im Februar 2024 um die Hälfte reduziert wurde. Der Hauptangeklagte des aktuellen Falls ist Bürger der Schweiz und Saudi-Arabiens. Die Verteidigung betonte die Existenz der Ölrechte von Petrosaudi und die Seriosität der getätigten Finanzgeschäfte. Sie argumentierten, dass die Fehler eher auf Seiten des malaysischen Staatsfonds gelegen hätten. Die Bundesanwaltschaft forderte hingegen drakonische Freiheitsstrafen für die beiden Angeklagten, da sie über drei ausgeklügelte Finanzkonstruktionen mehr als 1,8 Milliarden US-Dollar abgeschöpft haben sollen. Der Prozess hat ein starkes internationales Interesse geweckt und beleuchtet die Komplexität und Ausmaße von Finanzbetrug und Geldwäscherei.

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