Steinmeier erkennt Zerreißprobe für Deutschland
Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel sieht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Deutschland in einer Zerreissprobe. Er betonte bei einem Gedenkakt in Berlin die Gefühle der Trauer, Wut und Angst, die auch in Deutschland aufgrund des Konflikts im Nahen Osten präsent sind. Steinmeier betonte die Bedeutung der Solidarität mit Israel und warnte vor Antisemitismus und einfachen Antworten. Er forderte eine politische Perspektive für Israelis und Palästinenser, um eine friedliche Koexistenz zu ermöglichen.
Seit dem Angriff auf Israel sehen sich viele Juden in Deutschland bedrängt, eingeschüchtert und verunsichert. Laut einem Lagebild des Zentralrats der Juden in Deutschland haben 42 Prozent der jüdischen Gemeinden antisemitische Vorfälle wie Schmierereien und Drohanrufe erlebt. 82 Prozent fühlen sich unsicherer, als Jude in Deutschland zu leben und sichtbar zu sein. Die Unterstützung durch die Gesellschaft hat dabei laut Umfrage abgenommen, was als besorgniserregend eingestuft wird.
Das Gedenken an die Opfer des Terrorangriffs begann früh am Morgen an verschiedenen Orten in Deutschland. Aktivisten verlasen die Namen der Ermordeten und Entführten. Politiker in verschiedenen Bundesländern erinnerten an den Überfall und betonten die Wichtigkeit des Gedenkens. Bundeskanzler Olaf Scholz war bei einer Gedenkzeremonie in Hamburg anwesend. In Berlin waren zahlreiche Sicherheitskräfte im Einsatz, um die Gedenkveranstaltungen und Demonstrationen zu sichern.
Kulturstaatministerin Claudia Roth von den Grünen forderte verstärkten Einsatz gegen Antisemitismus, auch in Kunst und Kultur. Sie warnte vor einem besorgniserregenden Anstieg antisemitischer Vorfälle in Deutschland. Roth betonte die Notwendigkeit, dass Jüdinnen und Juden sich sicher und respektiert fühlen sollten und dass antisemitische Angriffe eine beschämende Erinnerung an die dunkle Geschichte Deutschlands sind.
Inmitten einer emotional aufgeladenen Debatte über den Nahostkonflikt betont Bundespräsident Steinmeier die Bedeutung von Solidarität, politischen Lösungen und dem Kampf gegen Antisemitismus. Das Gedenken an die Opfer des Terrorangriffs in Israel findet in ganz Deutschland statt, mit Politikern und Bürgern, die sich der Tragödie bewusst sind und sich für ein friedliches Miteinander engagieren. Es liegt nun an der Gesellschaft, sich aktiv gegen Antisemitismus einzusetzen und ein Klima des Respekts und der Toleranz zu fördern.