Schweizer Wirtschaft erholt sich laut KOF langsamer als erwartet
Die wirtschaftliche Erholung in der Schweiz verläuft langsamer als erwartet, hauptsächlich aufgrund der Schwäche Europas, insbesondere in Deutschland. Die Konjunkturforscher der ETH Zürich (KOF) prognostizieren für das laufende Jahr nur noch ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,1 Prozent, statt der zuvor erwarteten 1,2 Prozent. Auch für die folgenden Jahre wurde die Prognose nach unten angepasst, mit einem Wachstum von 1,6 Prozent im Jahr 2025 und 1,7 Prozent im Jahr 2026.
Die großen Sportveranstaltungen wie die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele bringen alle zwei Jahre einen Geldregen ins Land, da die Hauptsitze von FIFA, UEFA und dem Internationalen Olympischen Komitee in der Schweiz befinden. Dies verzerrt jedoch die eigentliche Wirtschaftsentwicklung, wenn diese Ereignisse herausgerechnet werden. Die KOF erwartet unter Berücksichtigung der Sportveranstaltungen ein BIP-Wachstum von 1,5 Prozent im Jahr 2024 und einen Anstieg von 2,1 Prozent im Jahr 2026.
Die wirtschaftliche Erholung in Europa, einschließlich des Euroraums und den USA, verläuft ebenfalls schleppend. Besonders in Deutschland zeichnet sich keine deutliche wirtschaftliche Erholung ab. Dies hat Auswirkungen auf die Schweizer Exportindustrie, insbesondere die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Die KOF geht davon aus, dass die Exporte bis zum nächsten Frühjahr nahezu stagnieren werden und erst danach an Fahrt aufnehmen.
Ein Sorgenkind in der Schweizer Wirtschaft sind die Ausrüstungsinvestitionen, die sich erst zum Jahreswechsel etwas dynamischer entwickeln sollen. Trotzdem gibt es auch positive Signale, wie die solide Arbeitsmarktentwicklung und die nachlassende Inflation. Der private Konsum stützt weiterhin die Konjunktur. Die Inflationsprognose wurde für die kommenden Jahre gesenkt, was zu Reallohnzuwächsen führen dürfte und den Konsumenten mehr Ausgaben ermöglicht.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird voraussichtlich eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 1,00 Prozent im Dezember und dann nochmals um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent vornehmen. Die KOF betont jedoch die Risiken für die Prognose, darunter der Krieg in der Ukraine und der Konflikt im Nahen Osten, die bei einer weiteren Eskalation sowohl die Wirtschaftsentwicklung als auch die Inflation stark beeinflussen könnten. Eine positive Entwicklung könnte die kürzlich beschlossene 13. AHV-Rente sein, die dem Konsum zusätzlichen Auftrieb verleihen könnte.