Im dritten Beyto-Roman wird die Frau gehört

In „Der Libellenspiegel“ von Yusuf Yeşilöz steht die Figur Sahar im Mittelpunkt, die bereits aus den vorherigen Romanen des Autors bekannt ist. Der Roman bildet den Abschluss seiner Trilogie, die mit „Hochzeitsflug“ begann und mit „Wunschplatane“ fortgesetzt wurde. In diesem letzten Teil rückt Yeşilöz die Geschichte von Sahar in den Fokus, die als Cousine und Noch-Ehefrau von Beyto eine zentrale Rolle spielt. Der Autor wurde inspiriert, die Perspektive auf Sahar zu lenken, indem Leserinnen und Leser wissen wollten, wie es nach „Hochzeitsflug“ weitergeht. Die Trilogie ist im gesellschaftlichen Kontext verwurzelt und kann unabhängig voneinander gelesen werden.
Sahar hat eine Tochter von Michael bekommen, mit dem sie nicht verheiratet ist, da sie noch mit ihrem Cousin Beyto verheiratet ist. Die Anfangssätze des Romans weisen auf zentrale Themen wie Fremdheit, Normen und Familie hin. Wie in den vorherigen Büchern trifft Sahar auch in „Der Libellenspiegel“ Entscheidungen, die von anderen beeinflusst werden. Die Schneiderin Juana spielt eine neue Rolle in ihrem Leben und bringt Offenheit und Neugier mit sich. Durch ihre Gespräche wird deutlich, dass sie ähnliche Schicksale teilen: Einsamkeit, Verletzung, Verlust und Tabus prägen ihre Familiengeschichten.
Yusuf Yeşilöz erzählt in seinem Werk eine migrantische Schweizer Realität, geprägt von verschiedenen Welten, Lebensstandards und Normen. Doch auch Solidarität spielt eine wichtige Rolle. Der Roman bringt alle zentralen Figuren des Beyto-Universums zusammen, wie Beyto, Sahar, und deren Familien, die in einem Kebabladen aufeinandertreffen. Der Grundton des Buches ist hoffnungsvoll und versöhnlich, denn auch Safir, Sahars Onkel, strebt nach Versöhnung. Der Fokus liegt auf den Frauen, die selbstbestimmte Entscheidungen treffen und aus der Opferrolle ausbrechen.
Im Zentrum des Romans steht die Entwicklung von Sahar, die sich selbstständig macht und ihr Leben in die Hand nimmt. Sie und ihre Tante Nasrin planen, ein eigenes Dorf zu gründen und neue Regeln zu setzen. „Der Libellenspiegel“ thematisiert die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und die Suche nach Selbstbestimmung. Yusuf Yeşilöz erzählt die Geschichte mit bildhaften Darstellungen und einem Blick auf gesellschaftliche und zwischenmenschliche Strukturen. Die Trilogie umfasst drei eigenständige Geschichten, die jedoch eng miteinander verbunden sind und eine komplexe Erzählung über Familie, Tradition und Identität bieten.