Linken-Chefs üben Selbstkritik nach Ankündigung des Rückzugs

Die beiden Vorsitzenden der Linken, Janine Wissler und Martin Schirdewan, haben ihren Rückzug angekündigt und sich selbstkritisch zur aktuellen Situation geäußert. Wissler betonte, dass die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner und den herrschenden Verhältnissen in ihrer Partei zu kurz gekommen sei. Als Grund für den Rückzug nannte sie auch die Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), wofür viele Ressourcen und Zeit verwendet wurden. Sie betonte die Zerstrittenheit in der Partei als zentrales Problem der letzten Jahre und rief zur internen Solidarität auf.
Auch Schirdewan appellierte an die Parteimitglieder, innerparteiliche Konflikte zukünftig nicht mehr öffentlich auszutragen, um ein besseres Bild nach außen zu vermitteln. Die beiden Vorsitzenden hatten am Sonntag bekannt gegeben, beim nächsten Parteitag im Oktober nicht erneut für den Parteivorsitz zu kandidieren. Der Druck auf die Parteispitze war nach dem schlechten Abschneiden bei der Europawahl im Juni gestiegen. Dennoch betonten Wissler und Schirdewan, dass ihr Rückzug eine autonome Entscheidung war.
Der Zeitpunkt des Rücktritts, zwei Wochen vor den Landtagswahlen im Osten, wurde von Wissler damit gerechtfertigt, dass nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen nur drei Wochen später die Landtagswahl in Brandenburg ansteht. Es sei wichtig, den möglichen Nachfolgern genügend Zeit zu geben, sich vorzubereiten. Wissler erklärte, dass sie ihren Rückzug nicht direkt nach der Europawahl verkündeten, aufgrund des Haushaltsstreits in der Ampel-Koalition und der Möglichkeit von Neuwahlen.
Nach seinem Rückzug von der Parteispitze will sich Schirdewan auf seine Arbeit als Fraktionsvorsitzender der Linken im Europäischen Parlament konzentrieren. Wissler plant, weiterhin als hessische Bundestagsabgeordnete tätig zu sein. Die Linke will damit einen neuen Weg einschlagen und nach den internen Querelen wieder geschlossen auftreten, um die Partei zu stärken und das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen.