WTO: Nur der Welthandel hilft nicht gegen Armut
Der Unterschied im Pro-Kopf-Einkommen zwischen Ländern weltweit hat in den letzten 30 Jahren im Durchschnitt abgenommen. Die Welthandelsorganisation (WTO) stellt jedoch fest, dass nicht alle Länder und Mitglieder der Gesellschaft gleichermaßen vom Handel und der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren. Trotzdem hat der Welthandel in vielen Ländern dazu beigetragen, die Armut zu bekämpfen. Die weltweite Einkommensungleichheit ist jedoch immer noch fast genauso groß wie vor gut 100 Jahren. Laut dem Welthandelsbericht 2024 war das Einkommen der reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung im Jahr 2020 immer noch 38 Mal höher als das der unteren 50 Prozent.
Die WTO betont die Chancen, die der Welthandel bietet, fordert aber auch, dass diese durch soziale Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit unterstützt werden müssen. Dazu gehören Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Arbeitslosenunterstützung, eine Wettbewerbspolitik zur Senkung von Preisen, eine zuverlässige Infrastruktur und gut funktionierende Finanzmärkte. Die Finanzkrise von 2007/2008 und die Corona-Pandemie haben die positive Entwicklung beeinträchtigt, jedoch die Bedeutung dieser Maßnahmen noch verstärkt.
Zwischen 1995 und 2023 hat sich das Pro-Kopf-Einkommen von Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen inflationsbereinigt verdreifacht, während es im weltweiten Durchschnitt nur um 65 Prozent gestiegen ist. Die Entwicklung hat sich seit der Finanzkrise verlangsamt und die Corona-Pandemie hat sie wieder umgedreht. Gut 40 Länder in Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten mit niedrigen und mittleren Einkommen haben zwischen 1996 und 2021 an dieser positiven Entwicklung kaum teilgehabt, vor allem solche, die wenig internationalen Handel betrieben, wenig Auslandsinvestitionen anzogen und hauptsächlich Rohstoffe exportierten.
Insgesamt werden rund 130 Länder von der Weltbank als Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen eingestuft, darunter auch China. Deutschland hingegen gehört zur Gruppe der Länder mit hohen Einkommen. Die WTO fordert eine stärkere Integration ärmerer Länder in den Welthandel und betont die Bedeutung von sozialen Maßnahmen und internationaler Kooperation, um die Vorteile des Welthandels für alle Menschen auf der Welt zu maximieren.