Ausland

Die Menschen haben ein falsches Bild von Vergewaltigern.

Die Geschichte von Gisèle Pelicot, die von ihrem Mann betäubt und von über 80 Männern vergewaltigt wurde, hat international für Erschütterung gesorgt. Der Fall ist vor Gericht, und es sind schockierende 51 Männer angeklagt, darunter scheinbar gewöhnliche, gut integrierte Männer, die als „nette Kerle“ beschrieben werden. Dies wirft das falsche Bild von Vergewaltigern auf – viele Menschen halten Vergewaltiger für Monster, die in einer anderen Welt leben, während sie tatsächlich in unserer Gesellschaft existieren. Es gibt viele Mythen rund um Vergewaltigungen und Täter, einschließlich des weit verbreiteten Glaubens, dass Übergriffe von Fremden in der Nacht stattfinden, während in Wirklichkeit die Mehrheit sexueller Gewalt im Bekanntenkreis begangen wird.

In der Schweiz werden 44 Prozent der Vergewaltigungen im persönlichen Umfeld begangen, was zeigt, dass Täter oft Partner, Ex-Partner oder Familienmitglieder sind. Die falschen Vorstellungen über Vergewaltigungen können dazu führen, dass Frauen, die im eigenen Umfeld sexuelle Gewalt erleben, weniger geglaubt wird, da sich die Menschen Tat und Täter anders vorstellen. Ein verbreiteter Mythos besagt, dass Männer sich nicht beherrschen können und daher nicht für ihre Taten verantwortlich sind, was zu einer Verharmlosung der Täter führt.

Ein weiterer Mythos ist die Opfer-Täter-Umkehr, bei der die Schuldfrage beim Opfer liegt und nicht beim Täter. Viele Opfer können sich aufgrund von Schockstarre nicht wehren und werden mit Vorwürfen konfrontiert, was sie zu einem Teil des Problems macht. Die Angst vor Falschanschuldigungen und die Vorstellung, dass Frauen Übergriffe erfinden, um Männern zu schaden, sind ebenfalls weit verbreitet, obwohl die Anzahl der Falschanschuldigungen bei sexueller Gewalt nicht höher ist als bei anderen Straftaten.

Es gibt auch den Glauben, dass nur junge, attraktive Frauen Opfer von sexueller Gewalt werden, was dazu führt, dass Personen, die nicht diesem Bild entsprechen, weniger geglaubt wird. In Wirklichkeit geht es bei sexueller Gewalt um Macht und Kontrolle, nicht um Sex oder Anziehungskraft. Die betroffene Person wird oft auf ihr Verhalten nach einem Übergriff untersucht, was zu widersprüchlichen Erwartungen führt – einerseits rational und distanziert zu sein, andererseits sichtbar zerrüttet zu sein.

Ein Kriminologe betont, dass Geschlechterrollen und die ungleiche Verteilung von Macht zwischen den Geschlechtern die Hauptprobleme sind, die zu falschen Vorstellungen von Vergewaltigungen führen. Es ist wichtig, diese Gender-Haltungen zu bekämpfen, anstatt nur gegen die Mythen über Vergewaltigungen vorzugehen. Opfern von Gewalt wird empfohlen, die Opferhilfe in Anspruch zu nehmen, um Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Erfahrungen zu erhalten und über ihre Rechte informiert zu werden.

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