Schweizer Medtech-Branche behält Wachstumskurs trotz EU-Herausforderungen bei
Die Schweizer Medtech-Branche verzeichnet ein starkes Wachstum, kämpft jedoch mit Kostendruck und EU-Regulierungen. Laut einer Studie der Vereinigung Swiss Medtech erwirtschaftete die Branche im Jahr 2023 einen Umsatz von 23,8 Milliarden Franken. In den letzten zwei Jahren ist die Branche um über sechs Prozent gewachsen und hat dabei mehr als 20.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die Zahl der Beschäftigten ist auf 71.700 Personen angestiegen, was die wirtschaftliche Bedeutung der Branche unterstreicht.
Die EU bleibt der wichtigste Handelspartner für die Schweizer Medtech-Branche, wobei rund die Hälfte der Exporte in den EU-Raum gehen. Trotzdem leidet die Branche unter der europäischen Medizinprodukteregulierung (MDR), die als bürokratisch, kostspielig und innovationshemmend kritisiert wird. Dies hat zu einem Anstieg der Kosten für Entwicklung, Produktkosten und Preise geführt. Viele Unternehmen haben neues Personal eingestellt, um die Regulierung zu bewältigen, was zu einer Abwendung von Ressourcen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung geführt hat.
Aufgrund der bürokratischen Hürden in Europa verlagern Schweizer Medtech-Unternehmen ihre Zulassungen zunehmend in die USA. Schon jetzt beantragen 20 Prozent der Unternehmen die Erstzulassung für ihre neuesten Produkte in den USA und über 30 Prozent zertifizieren ihre Produkte sowohl in Europa als auch in den USA. Dies führt zu jahrelangen Verzögerungen bei der Einführung neuer Produkte in der Schweiz. Der Branchenverband hofft auf eine rasche und praxisnahe Umsetzung der Forderung nach Zulassung von FDA-zertifizierten Medizinprodukten in der Schweiz.
Die Medtech-Branche sieht große Chancen in der fortschreitenden Digitalisierung und künstlichen Intelligenz (KI). Die Schweiz muss eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung und Anwendung von KI einnehmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Medtech-Produktion im Hochpreisland Schweiz zu sichern. Dieser Prozess bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich, wie die Investition in Sicherheitssysteme, Datenschutzmaßnahmen und die Berücksichtigung rechtlicher Fragen. Die branchenübergreifende Studie des Verbands Swiss Medtech basiert auf einer Umfrage unter mehr als 470 in der Schweiz tätigen Medtech-Unternehmen und wird alle zwei Jahre durchgeführt.