Von der Leyen steht vor dem Scheitern ihres Geschlechterziels.
Ursula von der Leyen, die Präsidentin der EU-Kommission, strebt an, dass ihr neues Führungsteam aus einer gleichen Anzahl von Frauen und Männern besteht. Allerdings haben viele Mitgliedstaaten männliche Kandidaten für das Kollegium der Kommissare vorgeschlagen, was bedeutet, dass das Team möglicherweise zu rund zwei Dritteln aus Männern besteht. Von der Leyen hatte die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten gebeten, sowohl männliche als auch weibliche Kandidaten zu nominieren, um ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu gewährleisten. Einige Regierungen, wie Frankreich, Ungarn und Lettland, haben jedoch nur männliche Kandidaten nominiert.
Obwohl von der Leyen sich mehr Frauen im Führungsteam wünscht, sind die Regierungen nicht rechtlich verpflichtet, ihrer Aufforderung Folge zu leisten. Der EU-Vertrag legt lediglich fest, dass das demografische und geografische Spektrum der Mitgliedstaaten in der Kommission vertreten sein soll. Die Auswahl der Kommissionsmitglieder ist der letzte Schritt zur Neubesetzung von politischen Spitzenpositionen nach der Europawahl im Juni. Obwohl von der Leyen theoretisch Druck auf Mitgliedstaaten ausüben kann, um mehr Frauen zu nominieren, können die Regierungen letztendlich selbst entscheiden, wen sie für die Kommissarsposten vorschlagen.
Ein von Männern dominiertes Kollegium könnte die Autorität von von der Leyen als Präsidentin der EU-Kommission schwächen. Experten warnen, dass schwache männliche Kommissarsanwärter möglicherweise keine Zustimmung vom Europäischen Parlament erhalten und dadurch die Regierungen gezwungen wären, neue Kandidaten oder Kandidatinnen zu nominieren. Dies könnte zu Verzögerungen bei der Amtszeit der neuen Kommission führen, die eigentlich am 1. November beginnen soll. Von der Leyen könnte auf die Hauptstädte Druck ausüben, um eine neue Kandidatenliste aufzustellen und so ihren Ruf und den der gesamten EU zu schützen.
Im Auswahlverfahren für die neue EU-Kommission führt von der Leyen Gespräche mit den nominierten Personen, um ihnen Aufgabenbereiche zuzuweisen. Es sollen auch Kommissare für Themen wie Verteidigung und Wohnen eingesetzt werden. Ein Bericht aus Malta besagt, dass von der Leyen vorgeschlagen hat, eine maltesische Kommissarin erneut zu nominieren, um das Geschlechterverhältnis im Team ausgewogener zu gestalten. Die Entscheidungen über die endgültige Besetzung der Kommission werden voraussichtlich bis zum 11. September getroffen.
Der Druck auf die Mitgliedstaaten, mehr Frauen zu nominieren, nimmt zu, da die Zusammensetzung der neuen EU-Kommission entscheidend ist für ihre Effektivität und ihre Legitimität. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis würde nicht nur von der Leyens Leadership stärken, sondern auch die unterschiedlichen Perspektiven und Fähigkeiten der Kommissare nutzen. Es bleibt abzuwarten, wie die Regierungen der EU-Staaten auf diese Herausforderung reagieren und ob von der Leyen ihre Ziele für Geschlechterparität erreichen kann.