Deutscher Mittelstand in der Krise: Fast depressives Verhalten
Der deutsche Mittelstand steckt weiterhin in einer Krise, auch lange nach Corona. Laut einer Studie von Creditreform sind Auftragseinbussen und sinkende Umsätze immer noch ein großes Problem. Die Stimmung im Mittelstand bleibt angespannt, mit einer geringen Investitionstätigkeit und schwacher Konsumneigung. Die Unternehmen zeigen nahezu depressive Züge, so der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.
Die Stimmung im Mittelstand wird als so schlecht wie zur Corona-Hochzeit beschrieben, als kaum absehbar war, wie schlimm die Pandemie noch werden würde. Eine repräsentative Umfrage von Creditreform unter 1200 kleinen und mittleren Betrieben ergab, dass die Geschäfte zuletzt enttäuschend liefen und keine positiven wirtschaftlichen Impulse erkennbar sind. Ein Drittel der Befragten musste Auftragseinbussen hinnehmen, während nur 18 Prozent steigende Eingänge verzeichneten.
Die gute Stimmung zu Jahresbeginn war laut Creditreform verfrüht, vor allem im verarbeitenden Gewerbe und im Handel hat sich die Situation deutlich verschlechtert. Besonders im Baugewerbe kam es zu einem Einbruch. Der Mittelstand gerät zunehmend unter Druck, vor allem die Unternehmen, die der Industrie zuliefern. Rund 80 Prozent der Mittelständler sind unzufrieden mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, die drängendsten Themen sind Bürokratieabbau und Fachkräftemangel.
Die unsicheren Wirtschaftsaussichten und fehlende Liquidität hemmen die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Nur 40 Prozent planen Investitionen, obwohl dies mehr als im Vorjahr ist, aber weniger als im Durchschnitt vergangener Jahre. Die negative wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus: Gut 21 Prozent bauen Personal ab, vor allem aufgrund schwacher Auftragslage und Fachkräftemangel. Die Einstellungsbereitschaft ist auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gesunken.
Durch die sinkende Inflation erhöhen weniger Unternehmen ihre Preise, nur etwa 30 Prozent steigern die Verkaufspreise, im Vorjahr waren es noch 40 Prozent. Einige Unternehmen senken sogar ihre Preise. Die schwierige Situation im Mittelstand zeigt sich auch in der Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Investitionsbereitschaft. Die Unternehmen sehen Bürokratieabbau und den Fachkräftemangel als drängende Probleme. Die Politik der Bundesregierung wird von vielen Mittelständlern kritisch beurteilt, was sich auch auf die Stimmung im Mittelstand auswirkt.